The Art of Life

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“Alle äußeren Erwartungen, der ganze Stolz, die ganze Angst vor dem Versagen und der Scham – diese Dinge fallen einfach weg angesichts des Todes und es bleibt nur mehr das, was wirklich wichtig ist.“ Steve Jobs.

Die Endlichkeit des Lebens zwingt uns zu priorisieren, zu klären, zu schärfen, was im Leben und in der Arbeit wirklich wichtig ist. Letztlich zeigt es, dass es nicht beliebig ist was wir tun, dass wir für die Entwicklung unserer Ideen und Vorhaben nicht ewig Zeit haben. Das mag am Anfang des Lebens noch anders sein, aber im Laufe des Lebens wird man vorsichtiger, hat mehr zu verlieren, traut sich nicht mehr soviel zu, die Angst zu versagen nimmt zu. Die Komfortzone nimmt zu, gleichzeitig die Lernzone ab.

Wenn wir das Staunen verlernen

Im Laufe der Zeit verlieren wir oft das Staunen, den Zauber des Neuen, wir verlernen die Verrücktheit die es braucht, um Dinge in die Welt zu setzen. Wir verlieren die Naivität, die kindliche Neugier und lassen uns zu oft viel zu leicht dort nieder, was wir schon kennen. Damit verlieren den Zugang zu der eigenen schöpferischen Quelle, die ja oft genau im Widerspruch entsteht oder im Unbekannten zu Hause ist.

Wir vergessen dann oft, dass Erfahrungen wichtiger sind als Besitz, Leidenschaft wichtiger ist als Pläne zu haben, Sinn mehr Kraft hat als Zweck. Menschen in der Führung eines gelungenen Lebens, egal ob im Silicon Valley, bei Start Ups, in der Kunst oder im Sport, zeigen ähnliche Muster: Sie tun etwas, was unendlich viel Freude macht, einen Mehrwert für andere stiftet, aber nicht frei von Herausforderungen oder Niederlagen. Aber das Tun hat einen größeren Zusammenhang im Sinne einer Entwicklung im Einklang mit den eigenen Potentialen und der wahren Natur. Wenn die Risikobereitschaft und Mut den eigenen Träumen zu folgen, eine Bereitschaft, mit großer Disziplin und Beharrlichkeit die Extrameile zu gehen, dann ist viel möglich. Letztlich geht es darum: unser Leben im Einklang mit unserer wahren Natur zu leben, unser Selbst zu entfalten, was auch schwierige Zeiten bedeuten kann. Diese bekommen aber dann nicht mehr so eine Bedeutung, da sie wichtige Zeiten für Reifung und Wachstum sind.

Eudaimonie, ein geglücktes Leben

Epikur hat diesen Zustand Eudaimonie genannt, vom altgriechischem Wort eudaimonía, was soviel wie guter (eu) & Geist (daimon) bedeutet. Das Wort stammt aus der Allgemeinsprache und in philosophischen Texten bezeichnet es eine gelungene Lebensführung. Bei Epikur und vielen anderen in der Antike galt das „gute und gelungene Leben“ als Ziel allen Handelns. Wesentlich war die Autarkie, die Unabhängigkeit von äußeren Umständen, eine Form der inneren Einstellung, über die der Mensch selbst Herr sei. Das sich dann vor allem einstellt, wenn wir unsere wahre Natur, unser wahres Selbst leben.

Ein geglücktes Leben löst sich vom Schielen nach rechts und links, sondern folgt dem was für einem wichtig und richtig ist, egal ob als Unternehmer oder sonst in einem anderen Kontext.

Werden was man ist

Das Finden des eigenen Beat und Rhythmus, die eigenen Potentiale zur Entfaltung zu bringen, egal in welcher Form oder in welchem System. Und egal ob als Künstler, Unternehmer oder sonst wo, Entwicklung ist in uns angelegt und dies zu erleben, ist eine der wunderbarsten Erfahrungen, die Menschen erleben dürfen.

Gesichte vom Rabbi Hillel, gelesen von Axel Corti im OE 1 Schalldämpfer, 1993

Rabbi Hillel lag auf seinem Sterbebett. Seine Schüler, seine Anhänger waren gekommen, um Abschied zu nehmen. Sie standen stumm betend um sein Bett und sahen, wie das Gesicht des Rabbi Hillel heller und heller, strahlend wie ein Licht wurde. Sein Atem wurde klein und kleiner.

Auf einmal schlug der Rabbi die Augen auf  – und begann zu sprechen.

Er sagte: Es ist alles ganz anders, das darf ich euch sagen. Ich habe gehört, was Gott in der strengen Prüfung fragt.
‚Wer warst DU?’ fragt er. ‚Wer hast du dich bemüht zu sein?’

Und wenn die Geprüften anheben, ihre guten Vorsätze und Absichten darzulegen, dann sagt der Vater von uns allen: Nein, du musstest nicht Abraham sein. Und nicht Moses. Sondern: Warst du der Rabbi Hillel?

Bist du der gewesen – der Rabbi Hillel?’ So geht die Frage in der anderen, in der wirklichen Welt!“

Und als er das gesagt hatte, löschte das Licht des Rabbi Hillel ganz still in einem wunderbaren Schein aus. So geht die Legende der Chassidim.

Und wenn wir nicht zu sehr auf das Starren, irgendetwas zu werden, dann haben wir vielleicht tatsächlich die große Gnade wir selber zu werden, ohne uns viel anstrengen zu müssen. Das gelingt, wenn wir uns regelmäßig wirklich wichtige Fragen stellen und die Vergänglichkeit nicht außer Acht lassen. Genau das macht auch gute Unternehmer aus, sich diese Fragen jetzt zu stellen, dafür ist nun eine gute Zeit.

Autor: Werner Sattlegger, Director Art of Life, wohnt in Klagenfurt und San Francisco