Dancing with Intuition

Ist Intuition Esoterik oder Metaphysik, oder ist es tatsächlich und praktisch erfahrbar? Und wenn in welcher Form und kann uns Intution im Alltag eine Art Kompass sein, um im eigenen Leben oder im Beruf die richtigen Entscheidungen zu treffen?

In der aktuellen Episode des Art of Life-Podcasts sprechen Manuela und Werner Sattlegger über genau diese oft unterschätzte, aber essentielle Fähigkeit, vor allem wie sie persönlich erfahrbar wird.

Gemeinsam erkunden sie, wie Intuition nicht nur ihre persönlichen Wege prägt, sondern auch ihre Arbeit prägt.

Wie ein leerer Bogen Papier mein Denken verändert hat

Werner Sattlegger: “In vielen Jahren im Management war ich es gewohnt, alles zu planen, zu interpretieren oder zu analysieren, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, das etwas fehlt. Diese Gefühl wurde über die Jahre immer stärker geworden und so habe ich mich auf die Suche gemacht. Ich habe mir ein Jahr beruflicher Auszeit gegönnt, bin den Jakobsweg gegangen, habe einfach viele Dinge ausprobiert, die ich noch machte: tanzen, schreiben oder malen.
Und dann war ich bei einem Workshop in Klagenfurt, wie ich über einen Tag etwas machte, was ich seit der Schule nicht getan hatte: malen: Und dann lag da dieses Papier, ein paar Farben – und die Anweisung war einfach: „Mal drauflos. Kein Ziel, kein Plan. Nur du und das, was aus dir raus will.“

Ich weiß noch genau: Zuerst war da gar nichts. Ich dachte: Was mach ich hier? Ich bin Manager, kein Künstler. Aber irgendwann habe ich angefangen, einfach Linien zu ziehen. Erst zögerlich, dann schneller.

Und irgendwie war das eine Tür in eine andere Welt, die ich nicht kannte, aber nachder ich mich zutiefst sehnte: Und ich habe Lunte gerochen und begann in einem Studio regelmäßig zu malen. Mein Einstieg war immer schlicht: ein leerer Bogen, ein paar Farben, Stille. Ich wusste nicht, was ich „malen“ sollte – aber das musste ich auch nicht. Es ging um etwas anderes: um das Loslassen.

Ich habe damit angefangen, ohne zu wissen, wohin es führt. Und genau das ist die Schönheit daran: Es gab keinen Plan. Keine Erwartung. Nur diesen Moment – und die Offenheit, ihm zu folgen.

Beim Malen merkte ich oft, wie mein Kopf langsam leiser wird. Wie sich mein Atem vertieft. Und wie sich Räume in mir öffnen, die im Denken oft verschlossen bleiben.

Und eines Abends plötzlich entstand eine Art Kreuzung. Ein Weg, der nach links führte – aber auch ein ganz dünner Pfad nach rechts. Und ich wusste in dem Moment ganz klar: Ich muss nach rechts. Auch wenn der Weg schmaler ist. Ich muss beruflich anders abbiegen.

Ich habe das Blatt lange aufgehoben. Nicht, weil es schön war. Sondern weil es mein erstes ehrliches Gespräch mit mir selbst war – ohne Sprache, ohne Argumente, ohne Rechtfertigung. Nur Intuition”

Intuition ist kein Gegenteil von Denken. Sondern ein Ergänzung

Nach unserer sehr persönlichen und praktischen Erfahrung ist Intuition ein inneres, empfindenes Wissen – oft körperlich spürbar, leise, aber eindeutig, jenseits von Analysen und Denkergebnisse. Eher in Richtung einer inneren Gewissheit und Klarheit, die manchmal auftauchen kann, wenn der Lärm des Alltags verstummt. Vor allem dann, wenn wenn wir innerlich still und ruhig werden, denn aus unserer Erfahrung taucht die Intution vor allem in der Stille auf. Dann kann die Intuition folgende Merkmale haben:

  • Körperlich wahrnehmbar: als Enge oder Weite, als Ziehen, als Aufatmen.

  • Ohne lange Erklärung – aber mit erstaunlicher Klarheit.

  • Drängt nicht zu schnellen Entscheidungen, sondern laden zur Ausrichtung ein.

  • Kommen nicht im Stress – sondern in Momenten der Stille.

Alles beginnt in der Stille

Unserer Erfahrung nach kann man Intuition weder erzwingen oder darauf drängen, sondern einfach einen Raum schaffen, wo Intuition entstehen kann. Dieser Raum ist vor allem durch Stille und Ruhe gepägt, wo der Affenzirkus im Kopf zur Ruhe kommen kann und nicht dauernd analysiert oder abstrahiert. Dies kann bei den unterschiedlichsten Tätigkeiten passieren, wie zum Beispiel

  • schreiben

  • Meditieren

  • Tanzen oder sonstige Formen der Körperarbeit

  • körperliche Betätigungen wie Gartenarbeit

  • oder kreative Prozesse wie Malen

  • Kreativität - Wo das Gehirn entspannen kan

Ein besonderer Zugang zur Intuition ist das intuitive Malen. Kein Talent nötig, keine Technik. Nur ein weißes Blatt, Farben – und Offenheit.

Wenn wir ohne Ziel zu malen beginnen, passiert etwas Erstaunliches: Unser Kopf wird leiser. Unser Körper spricht. Emotionen steigen auf, die sonst im Alltag keinen Raum finden – Wut, Traurigkeit, aber auch Klarheit und Freude.

Intuitives Malen ist kein Kunstprojekt – sondern ein Gespräch mit sich selbst. Ohne Sprache. Ohne Bewertung. Nur Präsenz.

In unserem Gespräch teilen wir praktische Impulse:

  • Wie beginne ich, wenn ich noch nie gemalt habe?

  • Was tun, wenn mein innerer Kritiker laut wird?

  • Muss ich dafür kreativ sein?

Antwort: Nein. Es braucht kein Talent – sondern sich einfach auf einen Tanz einzulassen. Sich nicht immer fragen, was soll ich tun oder darf ich jenes tun. Sondern mit dem Bild in den Dialog treten, was braucht das Bild vielleicht und wohin zieht es mich? Wenn man dann so in einen Prozess eintacht beginnt etwas sehr magisches, man überläßt sich nicht nur dem Augenblick, sondern lässt sich damit einfach nur überraschen. Ohne Ziel oder Plan, sondern einfach nur im Augenblick sein, wo alles sein darf.

Blockaden zur Intuition

Intuition zu entwickeln ist kein geradliniger Prozess. Zweifel, Frustration und innere Blockaden gehören dazu. Erfolg zeigt sich nicht in Perfektion, sondern im Mut, der eigenen Stimme zu vertrauen – auch wenn es schwierig wird.

Immer wieder schwenken wir zwischen Denken und Intuition hin und her. Wir analysieren und interpreteiren dauernd, trauen uns kaum. Eine weitere persönliche Erfahrung in die Intuition zu kommen ist der Körper mit dem Zugang des Focusing:

Focusing, entwickelt vom österreichischen Psychologen Eugene Gendlin, der in den USA diese Methode entwickelt hat.

Focusing ist ein strukturierter Prozess, um mit dem eigenen inneren Erleben in Kontakt zu kommen – nicht über Gedanken, sondern über ein körperlich spürbares Wissen, das Gendlin „Felt Sense“ nennt. Es ist dieses vage, schwer beschreibbare Gefühl in der Körpermitte, das oft mehr weiß, als unser Verstand begreifen kann.

Was passiert beim Focusing?

  • Man hält inne und richtet die Aufmerksamkeit nach innen.

  • Man wartet auf das, was im Körper auftaucht – ohne es sofort benennen zu müssen.

  • Und dann beginnt ein achtsamer Dialog mit diesem inneren Empfinden.

Focusing ist keine Analyse, sondern ein Zuhören. Ein Raum, in dem Neues entstehen darf.

„Your body knows the right next step.“ – Eugene Gendlin

Ausblick

Für Manuela und Werner Sattlegger ist völlig klar: Intuition ist nicht nur ein Konzept, sondern täglich im Leben erfahrbar und kann in wichtigen Episoden des Lebens ein existentieller Kompass sein. Vor allem bei Entscheidungen, die beruflich oder persönlich anstehen. Intutitiv malen ist dabei ein sehr effektive Möglichkeit, zu dem Ort der Intuition zu gelangen.

Autoren: Manuela Sattlegger, Cofounder Art of Life, Mal und Gestaltungstherapeutin, Werner Sattlegger, Founder der Art of Life

Bücher

Werner Sattlegger: “Die Kunst reifer Führung”

Uwe Böschemeyer, Das heitere Enneagramm

Uwe Böschemeyer, Du bist viel mehr: Wie wir werden, was wir sein könnten

Helen Palmer/Paul B. Brown: “Das Enneagramm im Beruf”

 

Autor: Werner Sattlegger
Founder & CEO Art of Life

Experte für digitale Entwicklungsprozesse, wo er europäische mittelständische Familien- und Industrie-unternehmen von der Komfort- in die Lernzone bringt. Leidenschaftlich gerne verbindet er Menschen und Unternehmen, liebt die Unsicherheit und das Unbekannte, vor allem bewegt ihn die Lust am Gestalten und an Entwicklung.