Voneinander Lernen

Am eigenen „Hühnerhaufen sitzen“, nichts von sich hergeben oder neidig auf die Anderen schauen. Den Erfolg des Anderen nicht vergönnen, gegart mit ein wenig Schadenfreude, wenn eine Niederlage des anderen droht. Das will natürlich niemand zugeben, denn wir wünschen den anderen Menschen “nur das Beste”. Aber wenn man zu sich selber okennen wir vor allem in Österreich, oft genug sind wir auch noch bösartig und wollen Anderen Schaden zufügen.

Voneinander lernen oder echt gelebte Kooperation, das kennen wir schon viel weniger. Daher ist es kein Wunder, dass genau so eine spannende Kooperationsplattform wie “Chief” nicht in Europa, sondern in den USA durch die Decke geht. Diesen Usecase möchten wir hier gerne vorstellen, um zu beschreiben, wie das unglaubliche Potential von Plattformen helfen kann, um voneinander zu lernen und gemeinsam zu wachsen.

Was ist „Chief“ ?

Chief ist eine Plattform für die Kooperation und Zusammenarbeit von Geschäftsfrauen und weibliche Führungskräfte, das gerade eine Serie-B-Investition in der Höhe von 100 Mio. USD abgeschlossen hat. Damit ist das Unternehmen gerade mit einer Bewertung von 1,1 Mrd. USD in die Reihe der von Frauen gegründeten Einhorn-Startups eingetreten.

  • Wer steht hinter Plattform?

Das Unternehmen wurde 2019 von beiden Führungskräften Carolyn Childers und Lindsay Kaplan in New York gegründet. Ziel bei der Gründung war die Etablierung und der Aufbau von sogenannten Clubhäusern, in denen sich weibliche Führungskräfte regelmäßig treffen und austauschen können, um voneinander zu lernen und sich gegenseitig zu unterstützen. In der Gründungsphase war es für die beiden Gründerinnen sehr schwer an Kapital heranzukommen, da die meisten Investoren das unglaubliche Potential nicht erkannt haben und es eher als Freizeitaktivität gesehen haben. 

Nur durch bereits bestehende Beziehungen und Verbindungen konnten die beiden die erste 3-Millionen-Dollar-Startkapitalrunde an Land ziehen, bald hatten sie die ersten 1000 Members und einige weitere tausend Führungskräfte auf der Warteliste.

Pivoten des Geschäftsmodells

Dann kam die Pandemie und alle Clubhäuser mussten von einem Tag auf den anderen zusperren. Doch was am Anfang ein Fluch war, wurde später zum Segen. Denn die Probleme in der Pandemie für Führungskräfte häuften sich, damit der Bedarf nach Austausch, Kontakt und gegenseitigem Lernen. Wie z.B. Umgang mit Entlassungen, Heimerziehung neben dem anspruchsvollen Vollzeitjob oder neue Geschäftsmodelle, das alles beschäftigte die Mitglieder und  das Engagement der Mitglieder nahm zu. Es stellte sich heraus, dass es einige Vorteile hatte, mit Zoom virtuell zu arbeiten, weil mehr Leute teilnehmen konnten. Und da die Vortragsreihen und Workshops aufzeichnet wurden, begannen die Gründer mit dem Aufbau einer ganzen Bibliothek von Veranstaltungen, auf die die Mitglieder zurückgreifen können.

Lernen von Anderen

„Wir konzentrieren uns wirklich darauf, eine Gemeinschaft und Ressourcen speziell für Frauen in Führungspositionen aufzubauen", sagt eine der Gründerinnen Childers. Eine der beliebtesten Dienstleistungen sind die monatlichen Kerngruppensitzungen oder digitalen Peer to Peer Meetings, bei denen die Mitglieder in Gruppen von 10 Personen eingeteilt und mit einem Executive Coach zusammengebracht werden. Die TeilnehmerInnen lernen voneinander, geben gegenseitig Hilfestellungen und organisieren Erfahrungsaustausch. (Siehe auch peer counseling)

  • Welches Problem gelöst wird

Zusätzlich zu den Kerngruppensitzungen bietet Chief auch Workshops, Veranstaltungen und digitale Dienste an, bei denen die Mitglieder neue Stellenangebote in ihrem Unternehmen besprechen, geprüfte Bewerber austauschen oder persönliche Veranstaltungen online verfolgen können. Zu den bisherigen Sprechern gehören Gayle King, Whoopi Goldberg, Valerie Jarrett und Amal Clooney.

Die Mitgliedschaft ist nicht billig - 5.800 Dollar für VP-Level-Führungskräfte und 7.900 Dollar für C-Suite-Führungskräfte, trotzdem beträgt die Warteliste nach eigenen Angaben 60.000 Führungskräfte. In ihrem Netzwerk sind Führungskräfte aus Unternehmen wie HBO, American Express, Nike, Google, Goldman Sachs, NASA, Apple, IBM, Netflix und Lockheed Martin, ein Bewerbungsprozess entscheidet über die Aufnahme.

Das Wachstum von Chief kommt in einer Zeit, in der Frauen in den höchsten Rängen der Geschäftswelt eine Minderheit bleiben. Nur 41 der Fortune-500-Unternehmen haben im letzten Jahr weibliche CEOs, ein Rekordwert von 8,1 Prozent.

Ende des Kirchturmdenkens

Wir sind Kirchturmdenken gewohnt, sitzen in unseren Silos und bedauern, dass sich um uns die Welt so schnell dreht und verändert. So verpassen wir kläglich die einzigartige Chance, gemeinsam zu wachsen und sich zu entwickeln. Was nicht nur zum Erfolg führt, sondern unfassbar viel Freude macht. „Wie kann ich Ihnen helfen „ „Haben Sie an dies oder jenes schon gedacht, oder kann ich Ihnen diesen Kontakt vermitteln?“ das hört kann in Österreich selten, meistens warum etwas nicht geht.

  • Offenheit und Kollaboration

Bei all unseren Art of Life Formaten, sei es Masterclasses,  Lernreisen oder Summerschool, war es immer genau dieses “Voneinander lernen”, das den Teilnehmerinnen den meisten Nutzen gestiftet hat. Dafür braucht es aber eine persönliche Voraussetzung, nämlich die persönliche Offenheit und Interesse an anderen Menschen. Dann macht man neben persönlicher Entwicklung und Erfolg auch noch eine ganz andere Erfahrung, dass Kooperation unfassbar viel Freude machen kann.

Autoren: Mag. Manuela und Werner Sattlegger, Founder Art of Life

Lesetipps:

Werner Sattlegger: “Die Kunst reifer Führung”, 2022

Veranstaltung:

Jahresgruppe “Art of Getting Unstuck”, Beginn Mai 14. Mai

Lernreisen Silicon Valley, Oktober 2022

 

Autor: Werner Sattlegger
Founder & CEO Art of Life

Experte für digitale Entwicklungsprozesse, wo er europäische mittelständische Familien- und Industrie-unternehmen von der Komfort- in die Lernzone bringt. Leidenschaftlich gerne verbindet er Menschen und Unternehmen, liebt die Unsicherheit und das Unbekannte, vor allem bewegt ihn die Lust am Gestalten und an Entwicklung.