Wie Innovationen CO2 reduzieren

Eines der größten globalen Herausforderungen ist der Klimawandel, das wissen wir. Aber über das Wie und Wann, darüber beginnt sich schon langsam die Gesellschaft zu spalten. Den einen geht es zu langsam, den anderen sind die Protestmittel wie “Klimakleben” zu unverhältnismäßig. Fakt ist, dass wir nicht lange mehr Zeit haben.

Ich bin immer ein Freund von undogmatischen, lösungsorientierten Ansätzen, wo das Ergebnis zählt und nicht das “gegen etwas zu sein”. Ich bin begeistert von Innovationen, die globale Herausforderungen lösen, das sehen wir auch immer wieder bei unseren Lernreisen ins Silicon Valley. Aber das finden wir auch in Europa, wie ich hier an Hand der Beispiele Zement und Stahl zeigen möchte.

Herausforderungin der zementindustrie

Weltweit werden jedes Jahr mehr als 4,6 Milliarden Tonnen Zement produziert, was jedoch mit einem erheblichen CO2-Ausstoß von 2,8 Milliarden Tonnen einhergeht. Dies entspricht beinahe acht Prozent der globalen Treibhausgasemissionen, was mehr ist als die kombinierten Emissionen aus dem Flugverkehr und Rechenzentren. Angesichts des steigenden Bedarfs in aufstrebenden Wirtschaftsnationen wie Indien, Asien und Afrika ist zu erwarten, dass diese Zahlen in den kommenden Jahren weiter zunehmen werden.

CO2 FREIER ZEMENT?

Die Natur hat uns ein Vorbild gegeben, sie schafft es in höchstens zwei Jahren, das Treibhausgas Kohlenstoffdioxid (CO2) in Karbonat umzuwandeln, ein Mineral, das so hart wie Stein ist, wenn das CO2 in den Boden gedrückt wird und dort auf die richtigen chemischen Partner trifft.

  • Forscher in Finnland haben diesen Prozess genau untersucht und versucht, ihn oberirdisch nachzuahmen, zumindest teilweise.

In herkömmlichem Beton dient Zement als das Bindeglied zwischen den Zuschlagstoffen Sand und Kies. Das finnische Unternehmen Carbonaide ersetzt dieses Bindemittel durch eine Mischung aus Hochofenschlacke, Grünlauge, die bei der Herstellung von Zellstoff anfällt, und Bioasche.

Auf dem Gelände eines Betonwerks betreibt das Unternehmen Carbonaide bereits eine Pilotfabrik in einem Container, in der Betonfertigteile hergestellt werden, für die kein Zement benötigt wird. Jeder Kubikmeter dieses Materials kann beeindruckende 60 Kilogramm CO2 schlucken.

Diese Bauteile sind nicht nur so hart wie Beton, sondern binden auch das klimaschädliche Gas, das der Luft entnommen wird.

  • Weiteres Beispiel

Forscher am Massachusetts Institute of Technology (MIT) haben zuletzt ebenso eine atemberaubende Technologie entwickelt - sie verwenden Natriumbikarbonat, um CO2-Emissionen im Beton abzufangen und gleichzeitig die Korrosion von Stahlbewehrungen zu verhindern. Dieses Verfahren hat das Potenzial, die Betonindustrie grundlegend zu verändern und zur Lösung des Klimaproblems beizutragen.

Herausforderung in der Stahlindustrie

Das gleiche Problem gibt es in der Stahlindustrie, so betrug Im Jahr 2019 die Rohstahlproduktion in Deutschland alleine etwa 40 Millionen Tonnen, dadurch werden ca. 55 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr freigesetzt. Dies entspricht einem Anteil von ungefähr 28 Prozent an den gesamten Industrieemissionen in Deutschland.

  • Grüner stahl - H2 Green Steel

Das schwedische Start-up H2 Green Steel hat kürzlich beeindruckende 4,2 Milliarden Euro für den Bau einer revolutionären Grünstahl-Fabrik gesichert. Im Norden Schwedens baut das Unternehmen die Errichtung eines gigantischen Wasserstoff-Stahlwerks, das herkömmliche, CO2-intensive Stahlproduktionstechniken in den Schatten stellen wird. Das Herzstück dieses Projekts ist die innovative Technologie, die es ermöglicht, den CO2-Ausstoß um unglaubliche 95 Prozent zu reduzieren.

Ab 2025 sollen hier jährlich 2,5 Millionen Tonnen umweltfreundlicher Grünstahl produziert werden.

WAS IST GRÜNER STAHL?

Gigantische Elektrolyseure (Als Elektrolyseur wird eine Vorrichtung bezeichnet, in der mit Hilfe des elektrischen Stroms eine chemische Reaktion ermöglicht wird) produzieren grünen Wasserstoff, während energierückgewinnende Anlagen Dampf für Elektrolyseure und nachgeschaltete Prozesse erzeugen. Die Herstellung des Stahls basiert auf DRI (Direct Reduced Iron), Schrott und Ökostrom. Durch elektrische und induktive Erwärmung wird Erdgas in der Produktion überflüssig.

  • Das Ergebnis? Hochwertiger Flachstahl mit einem CO2-Fußabdruck, der um beeindruckende 95 Prozent niedriger ist als bei herkömmlichen Methoden. Branchenriesen wie BMW, Porsche, Mercedes-Benz und ZF haben bereits vor dem Start der Anlage Lieferverträge für diesen umweltfreundlichen Stahl unterzeichnet.

Ausblick

Klimaproteste oder politische Auseinandersetzungen finden statt, aber bringen uns nicht weiter. Wir müssen uns auch nicht in der weiten Welt umsehen, sondern es reicht Europa, was aber nicht verwunderlich ist, wir werden im Norden Europas fündig.

Schweden und Finnland stehen und standen schon immer für Mut, Offenheit und Innovation, daher sind diese Entwicklungen auch keine wirklich Überraschung. Wir leben in einer Zeitenwende, die oft als Bedrohung gesehene Technologie wie Künstliche Intelligenz kann nicht nur unser Leben verbessern, sondern in diesem Fall den Klimawandel zu reduzieren.

Das beeindruckt mich immer wieder und ich würde mir wünschen, dass die Energie von “Protesten und Klimaklebe Aktionen” vielmehr in Problemlösung, Offenheit und Innovation gelenkt werden. Das Potenzial ist da und wir werden uns auch in diesem Jahr wieder bei unseren Lernreisen auf die Suche von spannenden Technologien begehen, die im besten Fall globale Herausforderungen lösen.

Tip:

nächste Silicon Valley Lernreise findet vom 03. Juni - 07. Juni 2024 statt

Quelle:

Statista

Handelsblatt

Eurostat

Podcast Folge #32: Mut zum Handeln:

 

Autor: Werner Sattlegger
Founder & CEO Art of Life

Experte für digitale Entwicklungsprozesse, wo er europäische mittelständische Familien- und Industrie-unternehmen von der Komfort- in die Lernzone bringt. Leidenschaftlich gerne verbindet er Menschen und Unternehmen, liebt die Unsicherheit und das Unbekannte, vor allem bewegt ihn die Lust am Gestalten und an Entwicklung.