Straight Talk - von starren zu lebendigen Organisationen

Schönreden, “nicht sagen was Sache ist” oder manipulieren, das ist oft die gelebte Kommunikation im Organisationsalltag. Entfremdung, Kontaktlosigkeit, starre und toxische Unternehmenskultur können die Folge sein, Frustration ist die Folge.

Im vegetativem Training fördern wir echten Kontakt und Lebendigkeit, indem wir Emotionen, Empfindungen und körperliche Reaktionen berücksichtigen. Wir schaffen dies, indem wir Raum für Offenheit ermöglichen, wo Dinge ausgedrückt werden können, die man sonst unterdrückt. 

Das ist nicht nur sehr befreiend, sondern der wichtigste Schritt in Richtung einer reifen Beziehungskultur, Kontaktfähigkeit und Lebendigkeit in einer Organisation. „Straight Talk“ beschreibt diesen Zugang, wie dieser im Organisationsalltag gelebt werden kann, darum geht es im aktuellen Art of Life Podcast mit Manuela und Werner Sattlegger.

Entfremdeter Organisationsalltag

Der Organisationsalltag ist oft von Prozessen, Abläufen und Regeln geprägt,Persönliches“ kommt meistens zu kurz, vor allem die Förderung von echten Beziehungen. Das Ergebnis sind Entfremdung, Frustration und das Gefühl von Mitarbeiterinnen, nur ein austauschbares Rädchen sein. Der Gallup Engagement Index bestätigt dies in der jährlichen Umfrage mit dem ernüchternden Ergebnis, dass 68% der Mitarbeiterinnen Dienst nach Vorschrift machen. 

Um dies ändern, dafür reichen keine Power Point Folien, Motivationsreden oder agile Methoden, hinter denen man sich als Mensch „verstecken“ kann. Innovationstheater und Pseudomanagement sind Sackgassen, vor allem brauchen Mitarbeiterinnen Authentizität und Echtheit in den Beziehungen in Organisationen, vor allem mit dem direkten Vorgesetzten. Eine sehr effektive Möglichkeit dafür ist das vegetative Training in Form des „Straight Talks“.

Vegetatives Training

Vegetatives Training geht auf den österreichischen Psychiater und Psychotherapeuten Wilhelm Reich zurück. Er hat bei seinen Sitzungen mit Klientinnen festgestellt, dass diese körperliche Reaktionen zeigen, wenn sie über emotional belastende Erfahrungen berichteten. Die körperlichen Reaktionen geben Hinweise darauf, was hinter dem oft oberflächlich Gesagten verborgen liegt, sei es Unterdrücktes oder Sonstiges, das man – bewusst oder unbewusst – verbirgt. Empfindungen werden wahrgenommen, Emotionen gefühlt und ausgedrückt, jenseits von Intellektualisierenden und Interpretationen, darum geht es im vegetativem Training. Denn Verbalisierungen alleine sind nicht nur begrenzt, sondern verhindern oft echten Kontakt, da mit Worten Manipulationen oder subtilen Drohungen ausgeübt werden kann.

So sind wir es gewohnt, Dinge oft nicht klar auszusprechen, konformistisch und höflich zu sein, um „den heißen Brei“ zu reden. 

Straight Talk“

Der soziale Kitt in unserem Arbeitsalltag ist die Kommunikation in Form der Sprache. Kommunikation stammt vom lateinischen Verb communicare mit der Bedeutung „teilenmitteilenteilnehmen lassen“ oder „gemeinsam machen“. 

Dieser ursprüngliche Gedanke des Gemeinsamen wird in unserer Kultur vielerorts schon lange nicht mehr gelebt. Viele Menschen reden oft viel, ohne irgendetwas Echtes gesagt zu haben. Oft wird in der Kommunikation darauf geschielt, was die Reaktion der anderen ist. Wir erhoffen uns Zustimmung oder Rückversicherung,  versuchen stets Ablehnung zu vermeiden. Damit wird jede unserer Kommunikationen nicht nur sehr anstrengend, sondern vor allem sehr unecht. Oft manifestiert sich diese Unaufrichtigkeit dann im „Kaffeeklatsch, wo wir in deren Abwesenheit hauptsächlich über andere reden. Wir schimpfen hinter ihrem Rücken, jammern und beklagen uns, was Energie raubt und Entwicklung verhindert. 

Unbehagen oder Ärger muss immer an die richtigen Stellen adressiert werden, auch wenn dies „unangenehmer“ ist. Letztlich ist es die Angst vor einer Ablehnung, die Angst nicht mehr „geliebt zu werden“ oder sonstige emotionale Unsicherheiten. Wenn diese Unsicherheiten und Ängste „einen sicheren Hafen“ bekommen, einfach sein und ausgedrückt werden dürfen, dann kann Entwicklung stattfinden. Dafür müssen wir alle „Krücken“, wie Tagesordnungen, Methoden, Flipp Charts oder Agenda einfach mal weg lassen und den offenen Dialog riskieren. 

Das sollte am Anfang mit professioneller Begleitung stattfinden, kann dann im Organisationsalltag übergehen. Dort können Sie sich regelmäßig Zeit nehmen und folgende Fragen stellen: 

  • Wie geht es mir mit den anderen? 

  • Was ist mir wichtig, was möchte ich sagen? 

  • Was hat mich in der letzten Woche besonders gestört?

  • Wem möchte ich im Team was sagen?

Dieser Raum kann aber nur geschaffen werden, wenn Menschen im Sinn der psychologischen Sicherheit das Vertrauen haben, sich auch äußern zu können. Wenn Teammitglieder bei einer offenen Mitteilung nicht abgewertet werden. Straight Talk bedeutet dann die Möglichkeit, unerledigten Dingen Raum zu geben, sodass sie nicht verdrängt werden müssen. Es bietet eine effektive Art sich weiterzuentwickeln. Das kann aber wie gesagt nur in einem Raum möglich sein, in dem weder Neid noch Missgunst gelebt wird.

Aus unserer persönlichen Erfahrung sind „Straight Talk“ Runden natürlich für die meisten Menschen bedrohlich, wenn sie aber durch diese Nadelöhre gegangen sind, dann machen alle die gleiche Erfahrung: man gewinnt an Lebendigkeit im Team, Vitalität und Präsenz im Miteinander sind die Folge, was mit der Erfahrung einer natürlichen Autorität einhergeht.

Links und Empfehlungen:

  • Vegetatives Training - “The Joy of Presence”, 22.-23. Jänner, 2022

  • Werner Sattlegger / Loil Neidhöfer: “Wenn die Sehnsucht über die Angst hinaus wächst”

Podcast zum Anhören

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Autor: Werner Sattlegger
Founder & CEO Art of Life

Experte für digitale Entwicklungsprozesse, wo er europäische mittelständische Familien- und Industrie-unternehmen von der Komfort- in die Lernzone bringt. Leidenschaftlich gerne verbindet er Menschen und Unternehmen, liebt die Unsicherheit und das Unbekannte, vor allem bewegt ihn die Lust am Gestalten und an Entwicklung.