Tech Construction

Tech Construction Hot Startups

Billiges Geld, Bevölkerungswachstum oder öffentliche Infrastrukturmaßnahmen – egal warum, überall wird intensiv gebaut. Gleichzeitig sind gerade in der Bauindustrie Digitalisierung und Automatisierung noch nicht wirklich angekommen, die Art wie wir bauen ist seit Jahrzehnten gleich. Das ändert sich gerade grundlegend, da es noch immer viel zu viele Ineffizienzen, bürokratische Abstimmungsprobleme und damit teure Verzögerungen gibt, vom Fachkräftemangel gar nicht zu reden. Ein radikaler Wandel steht in den nächsten Jahren bevor, im Silicon Valley wird zur Zeit intensiv in Tech Start Ups investiert. Was dies für die Zukunft der Bauindustrie bedeutet, darum geht es in diesem Beitrag.

Aktuelle Trends in der Baubranche

Startups in der Baubranche haben in diesem Jahr bisher fast 1,5 Mrd. US-Dollar Investitionsgeld eingesammelt, daher jetzt schon mehr als die fast 1,2 Mrd. US-Dollar im gesamten letztem Jahr zusammen. Laut der Hypothekenkreditgesellschaft Freddie Mac ist der Mangel an US-Häusern, um die Nachfrage zu decken, um 52 Prozent von 2,5 Millionen Häusern im Jahr 2018 auf 3,8 Millionen im Jahr 2020 gestiegen. Die Folge sind Preisexplosionen, verknappte Angebote und Kampf um gute Immobilien. Die Knappheit an Baumaterialien wird den Sektor weiter ankurbeln, so die Meinung von Führungskräften in diesem Bereich. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Häuser in den USA vor etwa 70 Jahren gebaut wurden und aus dem einen oder anderen Grund umgebaut werden müssen. Ein weiterer Trend sind natürlich die massiv steigenden Holzpreise.

Tech Start Ups

Bei Unternehmen mit Fokus auf Baumaterialien waren es zuletzt 430 Mio. US-Dollar an Investitionssumme, wobei die Finanzierungsrunde von Prescient im Mai mit 190 Mio. US-Dollar an der Spitze stand. Die Gründer haben ein einzigartiges und patentiertes Struktursystem entwickelt, das präzise Leichtstahlplatten und -träger in Kombination mit HSS-Stahlpfosten verwendet und automatisiert. Mit diesem völlig neuem Ansatz für die Planung, Konstruktion, Fertigung und Montage von mehrgliedrigen Strukturen kann schneller, besser, umweltfreundlicher und kostengünstiger gebaut werden.

Beim Bauen selber gibt es schon seit langem einen Trend in Richtung modularer und vorgefertigter Bauweise. Daher ist auch nicht verwunderlich, dass aktuell Investitionskapital in diesen Bereich geht.

Wie zum Beispiel das Unternehmen Veev, das im März 100 Millionen Dollar eingesammelt hat. Veev fertigt Stahlwandrahmen in einer Fabrik, die dann vor Ort montiert werden. Jede Wand ist mit den entsprechenden mechanischen, elektrischen und sanitären Anschlüssen ausgestattet, was die Baugeschwindigkeit massiv erhöht. Oder Mighty Buildings, das 3D-Druck zum Bau von Fertighäusern aus Materialien wie Kunststein einsetzt und im Februar 40 Millionen Dollar einnahm. Mighty Buildings schuf ein proprietäres Baumaterial, das einem synthetischen Stein ähnelt und sich zum 3D-Druck eignet, wodurch der Bauprozess schneller und ohne Abfall stattfindet. Das Material kann laut Angaben des Unternehmens auch die Temperatur besser halten als herkömmliche Materialien wie Beton, Holz oder Stahl.

Die anhaltenden Venture-Investitionen in diesem Bereich kamen sogar zu einem Zeitpunkt, als das am höchsten finanzierte Startup der Welt für Bautechnologie, Katerra, kurz vor der Implosion stand. Das Startup hatte mindestens 1,6 Milliarden Dollar an bekannten Risikokapitalgebern aufgebracht, hauptsächlich von Softbank, beantragte aber letzte Woche Insolvenz nach Chapter 11.

"Ich denke, dass der Zusammenbruch von Katerra ein Ansporn für mehr Investitionen in die Bautechnologie sein wird, um aber einen echten ROI innerhalb von Wochen, nicht Jahren, für ein Bauunternehmen zu zeigen", sagte Bassem Hamdy, CEO des Bau-Tech-Startups Briq, dass ein Finanz-Workflow-System für die Bauindustrie herstellt.

Der größte Gewinn des Jahres im Bereich Construction Tech ist das neu an die Börse gegangene Unternehmen Procore, das durch einen Börsengang 635 Millionen Dollar eingenommen und eine Bewertung von fast 10 Milliarden Dollar erreicht hat, indem es eine Software für das Management von Bauprojekten entwickelt hat.

Ein weiteres spannendes Unternehmen ist Extracker (5,3 Millionen Dollar), das Änderungsaufträge digitalisiert und so den an einem Bauprojekt Beteiligten hilft, die Kosten im Auge zu behalten und damit Geld zu sparen.

Wie man sieht, es tut sich einiges in der Baubranche, zumindest in der Entwicklung von Lösungen, die Ineffizienzen reduzieren, Kosten und Zeit sparen. Diese werden zurzeit vor allem im Silicon Valley entwickelt, wenn man sich aber die Baustellen in Europa ansieht, dann wird dort noch wie vor 50 Jahren gearbeitet. Das wird aber nicht mehr lange so sein, vor allem dann, wenn der aktuelle Hype vorüber ist. Die Margen werden kleiner und die Verschwendung mehr sichtbar, dann wird die Disruption an Baustellen tatsächlich spürbar werden, für manche dann aber zu spät.

Jetzt ist daher eine gute Zeit sich darauf vorzubereiten. 

Tip: Silicon Valley Learning Journey’s

 

Autor: Werner Sattlegger
Founder & CEO Art of Life

Experte für digitale Entwicklungsprozesse, wo er europäische mittelständische Familien- und Industrie-unternehmen von der Komfort- in die Lernzone bringt. Leidenschaftlich gerne verbindet er Menschen und Unternehmen, liebt die Unsicherheit und das Unbekannte, vor allem bewegt ihn die Lust am Gestalten und an Entwicklung.