Disrupting Money

Technologien ersetzen Geldscheine

Egal ob der rauschartige Höhenflug des Bitcoins oder die Ankündigung der People’s Bank of China ein „digital currency electronic payment“ einzuführen, Geld definiert sich gerade neu. Technologien bringen Banken unter Druck, digitale Transaktionen ersetzen jetzt schon heute teilweise das Bargeld. Wohin die Reise rund um unser Geld gehen könnte, darum geht es in diesem Beitrag. 

Geld ist Rechnungseinheit, Zahlungsmittel und Wertanlage. Dafür muss es leicht zu bekommen, leistbar, werthaltig, tragbar, verlässlich und stabil sein, das war immer so und sollte immer so sein. Aber gleichzeitig erleben wir einen radikalen Wandel, wie z.B. Daten als das neue Gold, den Handel im Internet oder Geschäftsmodelle durch Künstliche Intelligenz. 

Diesem Wandel Rechnung tragend erleben wir folgende Transformationen rund um das Geld:

Digitale Währungen

China ist unlängst mit der Ankündigung einer Digitalwährung vorgeprescht, rund um den Globus wird fieberhaft nach Lösungen gesucht. So wird unter anderem auch in der EU gerade über die Einführung eines digitalen Euro diskutiert, ein solcher Euro würde dabei als digitale Einheit existieren und für Onlinegeschäfte verfügbar sein. Man bräuchte, wie beim Bitcoin, eine eigene Wallet, in der das digitale Geld abgelegt wird. Moderne Smartphone-Banken haben diese schon standardmäßig an die Girokonten angedockt, diese werden dann zugänglich gemacht. Allgemein funktionieren digitale Währungen auf Basis einer sogenannten Blockchain – also über eine Kette von Datenblöcken, die sich mit jeder Transaktion ausbauen.

Kritiker einer solchen digitalen Währung befürchten die steigende Transparenz der Geldflüsse und Probleme mit dem Datenschutz.

Parallelwelt der Kryptowährung

Misstrauen gegen bestehende Institutionen, gepaart mit Begeisterung für neue Technik, das war die Geburtsstunde der Bitcoin, der den Anstoß für Kryptowährungen im Jahr 2008 gegeben hat. Nicht mehr der Stempel der Nationalbank oder staatliche Garantieren sind die Basis für Vertrauen, sondern eine überall verfügbare, dezentrale Software, die den Umlauf der Bitcoins beschränkt. Ähnlich wie Gold werden Bitcoins mit extrem hoher Rechenleistungen geschürft, was nur mit viel Energieverbrauch möglich ist. Ähnlich wie Gold ist es dadurch vor Entwertung geschützt.

Das hat zum Aufbau eines parallelen Finanzsystems geführt, dem sog.  „Defi“ – „Decentralized Finance“.  Start Ups wie Compund oder Aave ermöglichen es Nutzern, Kryptowährungen zu leihen und dafür Zinsen zu veranlagen, was derzeit auch von vielen Spekulanten genutzt wird und damit auch zum Höhenflug dieser Start Ups beigetragen hat. Natürlich spielt das derzeit billige Geld mit den niedrigen Zinsen eine große Rolle, das es nach alternativen Anlageformen sucht.

Wie Technologien unser Bargeld disruptieren

Die Pandemie hat dem Onlinehandel Rekorderlöse gebracht, Menschen kaufen immer mehr im Internet – das bedeutet die Transformation unserer Zahlungssysteme. Bargeld reicht für diese Anforderungennicht mehr, alternative Lösungen werden dringen benötigt. In den letzten Jahren sind um diesen Bereich viele sog. Fintechs entstanden, die traditionelle Banken gewaltig unter Druck bringen, durch hohe Kosten und geringer Dynamik bei innovativen Produkten. Im Folgenden ein paar spannende Lösungen im Bereich der Finanzwelt:

Das Zahlungsabwicklungs-Startup Stripe wurde Anfang des Jahres das höchste  bewertete wagnisfinanzierten Privatunternehmen in den USA und zum drittwertvollsten der Welt, als es in seiner Serie-H-Finanzierungsrunde mit 95 Milliarden Dollar bewertet wurde. Stripe wurde 2010 von den Brüdern Patrick und John Collison (aus Dublin kommend) gegründet und hat seit seiner Pre-Seed-Runde bei Y-Combinator im Jahr 2010 zehn Finanzierungsrunden durchgeführt - also fast eine Finanzierung pro Jahr. Insgesamt hat Stripe 2,2 Milliarden Dollar von 39 Investoren erhalten!

Stripe hat sich über die Zahlungsverarbeitungssoftware und E-Commerce-APIs für Entwickler hinaus stark weiter entwickelt. Es bietet Kunden unter anderem Kredit- und Kartenausgabedienste sowie Betrugs- und Risikomanagement und benutzerdefinierte Berichte an

Andere spannende Anbieter sind der in Amsterdam ansässige Zahlungsabwickler Adyen (derzeit mit rund 73 Mrd. $ bewertet) oder das in Schweden ansässige Buy-now-pay-later-Plattform Klarna. 

Zu den europäischen Fintech-Unternehmen gehören Unternehmen wie Revolut, Starling Bank.  - vor allem Österreich spielt hier mit. Mit N26 und bitpanda gehören österreichische Fintechs zu global players.

Wir leben gerade in Zeiten des radikalen Wandels, Altes bricht weg und Neues entsteht. Diese Entwicklung macht auch nicht vor unserem Bargeld halt, das mühevolle „Kleingeldklauben“ in der Brieftasche wird bald ein Ende sein. Wir werden in Zukunft noch vielmehr digital zahlen, egal ob mit Kreditkarten, digitaler Währung oder in Bitcoins. Was sich wie in welcher Form durchsetzen wird, das können wir nicht genau sagen. Aber eines wissen wir ganz sicher, Technologie macht vor unserem Bargeld nicht halt. 

 

Autor: Werner Sattlegger
Founder & CEO Art of Life

Experte für digitale Entwicklungsprozesse, wo er europäische mittelständische Familien- und Industrie-unternehmen von der Komfort- in die Lernzone bringt. Leidenschaftlich gerne verbindet er Menschen und Unternehmen, liebt die Unsicherheit und das Unbekannte, vor allem bewegt ihn die Lust am Gestalten und an Entwicklung.