When old meets new economy

Innovationen oder überhaupt Neues in die Welt zu setzen, das wird oft mit Forschungsabteilungen, universitären Laboren oder Start-ups in Verbindung gebracht. Dabei bin ich immer wieder verblüfft, welche ungeheure Innovationskraft traditionelle Familienunternehmen an den Tag legen, die oft über Jahrzehnte nicht nur erfolgreich sind, sondern auch Ihr Produkt oder ihre Geschäftsmodelle konsequent anpassen oder weiter entwickeln.

  • Sie werden nicht umsonst “Hidden Champions” genannt, Weltmeister in einer Nische. Wie diese Unternehmen ihre jahrzehntelange Geschichte erfolgreich mit Innovation verbinden, sie es immer wieder schaffen zu pivoten, dies trotz vieler Unwegbarkeiten, darum geht es in diesem Beitrag.

  • Was sind Hidden Champions?

Sie sind so vielfältig wie ihre Waren, die von der Kettensäge, der Zementherstellung bis hin zum Maschinenbau. Einige sind groß und alt, wie z.B. Trumpf, die mit weltweit 17.000 Mitarbeiter Jahresumsatz von 5,4 Milliarden Euro (5,8 Milliarden US-Dollar) erwirtschaften.

Andere wie Springer Maschinenbau sind der dritten Generation mit dem Headquarter in Kärnten weltweit die Nummer 1 in der Produktion von Maschinen für die holzverarbeitende Industrie. Oder das Bau und Immobilienunternehmen Kollitsch, ebenfalls in der dritten Generation, das nicht nur innovativ planen und bauen, sondern intern in den letzten Jahren die ganze Unternehmensgruppe auf moderne, agile Arbeitsmethoden umgestellt hat. Oder das ebenfalls in Kärnten ansässige Unternehmen Hirsch Servo, das branchenweit zu den innovativsten Unternehmen in der Verarbeitung und Technologie von EPP und EPS zählt. Oder das Unternehmen Fleischmann&Petschnig, die seit über 100 Jahren die Dachdeckerei revolutioniert oder Goerner Group, die gerade Verpackung mit neuen Materialien neu definiert.

Oft in der dritten oder fünften Generation, verbinden diese Unternehmen in einzigartiger Weise Tradition, Verlässlichkeit, Beständigkeit und Innovation. Oft sind die EigentümerInnen persönlich in der Geschäftsführerfunktion und damit operativ verantwortlich, sie unterscheidet dabei eines ganz wesentlich von angestellten Managern: sie leben und denken in Generationen!

Was zählt ist der langfristige Erfolg, es wird meistens vorausschauend gehandelt und ich habe immer wieder den Satz gehört: ich möchte das Unternehmen meinen Kindern und Enkelkindern erfolgreich weitergeben.

Wer so denkt, handelt auch anders, mit großer Verantwortung, auch für andere und stellt sich immer wieder folgende Fragen:

-  Welche langfristigen Entwicklungen bedrohen mein Geschäft, von welchen Disruptionen bin ich betroffen?

-  Was muss ich jetzt tun, damit ich langfristig auch über Generationen erfolgreich bleibe?

- Was muss ich tun, um die besten Leute zu bekommen?

-Wie halte ich meine Leute, wie bekomme ich hungrige und engagiert Lehrlinge?

-Wie muss ich meine Organisation aufstellen, um wettbewerbsfähig zu bleiben?

-Welche use cases für Künstliche Intelligenz beschleunigen Prozesse und reduzieren Verschwendung?

-Welche Unternehmenskultur wollen wir bei uns leben?

-Wie kann ich eine Lernen und Entwicklung in den Mittelpunkt stellen?

Daher nehmen Executives von den oben genannten Unternehmen auch regelmäßig an unseren Lernreisen ins Silicon Valley teil, um rechtzeitig Entwicklungen zu erkennen, um auf diese zu reagieren zu können.

  • HERAUSFORDERUNGEN

Egal ob Unternehmen aus der Produktion oder Dienstleistungen kommen, die Herausforderungen sind für mittelständische Unternehmen sind oft ähnlich:

-       Energie und Kostenmanagement, wie kann ich in meine Prozessen produktiver und effizienter werden?

-       Wie kann ich aus unstrukturierten strukturierte Daten generieren, damit meine Entscheidungsgrundlagen radikal verbessern und vielleicht sogar neue Geschäftsmodelle entwickeln?

- Wo muss ich was lernen und wie vermeide ich Komfortzonen?

Diese Fragestellungen und Herausforderungen werden von diesen Unternehmen immer von Ihren EigentümerInnen mit hoher Intensität, Leidenschaft und Nachdrücklichkeit verfolgt. Dabei geht es nie um kurzfristige Erfolge, sondern um langfristige, strategische Ausrichtungen, die oft in Form von Kooperationen und Partnerschaften mit anderen Unternehmen, Institutionen oder Start-ups sichergestellt werden.

  • technologische Lösungen

Nachdem in Künstliche Intelligenz im Silicon Valley sehr viel investiert wird, entstehen im Silicon Valley gerade hochspannende Start-ups, die für mittelständische Unternehmen interessant sein können, um ihre Herausforderungen zu bewältigen.

  • Rondo Energy, wurde 2020 gegründet und hat bisher über 80 Millionen an Kapital erhalten. Rondo Heat Batterien wandelt Strom in Hochhitze um, indem sie Wärme aus nachhaltigen Energieträgern herstellt. Die Netzbetreiber könnten überschüssige Solar- und Windenergie laut Rondo Heat dann in das System einspielen, die Stahl-, Zement- und Chemieindustrie soll davon profitieren. Rondo stützt seine innovative Technologie auf Materialien wie Ziegel und Eisendraht.

  • Mitra Chem, 40 Millionen US-Dollar Funding und mit Sitz in Mountain View, ist ein Hersteller von Lithium-Ionen - Batterien. Mitra Chem entwickelt und vermarktet Kathodenmaterialien auf Eisenbasis, um die Elektrifizierung des Massenmarktes im Bereich Transport und Energiespeicherung zu ermöglichen.

  • EquipmentShare wurde 2015 von den Brüdern Jabbok und Willy Schlacks gegründet und verbindet über seine T3-Plattform Bauunternehmer mit Ausrüstungs- und Flottenmanagementtechnologie.

  • Mighty Buildings stellt Bauteil-Kits her, aus denen sich komplette Häuser zusammensetzen lassen und dabei mit einer selbst entwickelten 3D-Drucktechnik gefertigt. Das Unternehmen hat gerade eine Finanzierungsrunde in der Höhe von 52 Millionen Dollar abgeschlossen und will damit den globalen Wohnungsbau verändern, dabei Nachhaltigkeit und Klimaresistenz berücksichtigen.

Solche Unternehmen werden mit Ihrer Technologie ganze Branchen und Geschäftsmodelle disruptieren, oft zuerst in den USA, die dann in ein paar Jahren zu uns nach Europa kommen werden. Diese Entwicklungen fallen nicht vom Himmel, wer aufmerksam ist und an solchen Lernreisen teilnimmt nimmt wahr, was alles auf uns zukommt. Dafür braucht es Mut und eine Portion Selbstreflexion die vor allem dann oft schwierig ist, wenn man vom Erfolg verwöhnt ist.

  • Ausblick

Meiner Erfahrung nach zeichnet Hidden Champions und dabei vor allem Familienunternehmen folgendes aus:

  • Langfristige Denken und Handeln, meistens in Generationen

  • Übernahme von Verantwortung für das eigene Tun

  • Aufbauend auf den Erfolg von gestern wird mutig das Neue gesucht und umgesetzt

  • Einzigartige Verbindung aus Tradition und Innovation

Viele dieser Hidden Champions drängen nicht unbedingt ins Rampenlicht, daher sind manche von Ihnen einer breiteren Öffentlichkeit unbekannt. Aber sie sind ein kostbares Gut unserer Wirtschaft, tragen sich doch wesentlich zur regionalen Wertschöpfung bei, schaffen Arbeitsplätze und sichern damit Wohlstand. Vor allem sind sie ein Garant für Innovation, weil sie sich neueste Technologien und Entwicklungen nicht nur ansehen, sondern auch einsetzen.

Ich erlebe auch immer wieder, wie bescheiden oft Eigentümer solcher Unternehmer im täglichen Tun sind - was vor allem dann auffällt, wenn wir im Silicon Valley mit Start-ups zusammenkommen. Dort wird sofort eine Founding Story oder Moonshot glorreich erzählt, alles was auch europäische Hidden Champions haben.

Wenn sich nun die beiden unterschiedlichen Welten, europäische Manufaktur und Silicon Valley Start-ups, nicht nur treffen sondern miteinander kooperieren, dann wird es spannend.

Genau das wird bei unserer nächsten Lernreise ins Silicon Valley passieren, wir freuen uns schon sehr und halten sie an dieser Stelle am laufenden.

Autor: Mag. Werner Sattlegger, Founder Art of Life

Veranstaltungstip: nächste Lernreise in das Silicon Valley 03.Juni - 07. Juni, 2024

Werner Sattlegger: “Die Kunst reifer Führung”, 2022

 

Autor: Werner Sattlegger
Founder & CEO Art of Life

Experte für digitale Entwicklungsprozesse, wo er europäische mittelständische Familien- und Industrie-unternehmen von der Komfort- in die Lernzone bringt. Leidenschaftlich gerne verbindet er Menschen und Unternehmen, liebt die Unsicherheit und das Unbekannte, vor allem bewegt ihn die Lust am Gestalten und an Entwicklung.