Opportunity in Uncertainty

Europa hat noch ca. 2 Wochen Zeit, um irgendwie eine Lösung im Handelsstreit mit den USA zu erzielen. Sonst drohen 30% Zölle, was das österreichische BIP um 0,4 Prozent schmälern und 15.000 Arbeitsplätze kosten würde.

Damit wird die Liste der Unsicherheiten immer länger: globale Pandemie, Urkaine Krieg, Inflation oder hohe Energiepreise egal was oder wo, noch nie hat es in den letzten Jahren eine so lange Zeit mit unsicheren Rahmenbedingunen gegeben und doch: Die Weltwirtschaft wächst weiter. Börsen notieren nahe ihrer Rekordstände. Unternehmen melden steigende Gewinne. Arbeitslosenzahlen sind historisch niedrig.

  • Wie das alles zusammenpasst, warum unsere Wirtschaft so robust ist und was das für Unternehmer bedeutet, welche Möglichkeiten sich gerade jetzt ergeben, darum geht es in diesem Beitrag.

Die Geschichte wiederholt sich immer

Seit geraumer Zeit beschäftige ich mich intensiver mit historsichen Entwicklungen um auch zu verstehen, warum und wieso politische Entwicklungen entstehen und was wir daraus für unsere aktuelle Situation ableiten können. In Bezug auf die aktuellen Rahmenbedingungen liefert ein Blick zurück eine bemerkenswerte Parallele:

  • Im Jahr 1940 überrollten Hitlers Truppen Frankreich. Europa stand scheinbar am Abgrund. Die naheliegende Reaktion vieler war Rückzug, Absicherung, Stillstand. Doch das Gegenteil geschah an der Londoner Börse: Die Kurse stiegen.
    Investoren, die an der wirtschaftlichen Substanz festhielten und nicht dem Panikmodus verfielen, wurden belohnt – mit über 100 % realem Kapitalzuwachs bis Kriegsende.

Auch wenn die heutigen Gefahren nicht mit einem Weltkrieg vergleichbar sind, sind sie dennoch erheblich. Experten sprechen von einer „Polykrise“, die von der Covid-19-Pandemie über den Krieg in Europa und den schwersten Energieschock seit den 1970er-Jahren bis hin zu hartnäckiger Inflation, Verwerfungen im Bankensektor, der Immobilienkrise in China und eskalierenden Handelskonflikten reicht. Ein globaler Risikowert liegt derzeit 30 % über dem langfristigen Durchschnitt (siehe Grafik ).

Aber - trotz scheinbar unaufhörlicher Belastungen zeigt sich die Weltwirtschaft bemerkenswert stabil. Seit 2011 liegt das durchschnittliche globale Wachstum bei rund 3 % pro Jahr – selbst in Jahren großer Erschütterung wie der Eurokrise 2011 oder dem Ukrainekrieg. Und selbst in der pandemiebedingten Ausnahmesituation 2020/21 folgte auf einen kurzen Rückgang eine rasche und kraftvolle Erholung.

Auch im Jahr 2025 zeigt sich das makroökonomische Gesamtbild erstaunlich positiv:

  • Nur 5 % der Länder befinden sich laut IWF auf Rezessionskurs – der niedrigste Wert seit 2007.

  • Die Unternehmensgewinne im ersten Quartal stiegen weltweit um 7 %.

  • Die Arbeitslosenquote in den OECD-Staaten liegt bei unter 5 %, in vielen Ländern sogar auf historischem Tiefstand.

Kurz: Die Weltwirtschaft funktioniert – selbst unter Druck.

Gleichzeitig zeigen aber Verbraucherumfragen folgendes: Haushalte sind weltweit ungewöhnlich pessimistisch, was die wirtschaftliche Lage betrifft – sowohl in den USA als auch in anderen Regionen.

  • Wir haben also weltweit wirtschafltich objektiv messbar sehr gute Zahlen, gleichzeitig ist die Stimmung sehr schlecht - egal wo, sei es bei Unternehmern oder Konsumenten.

Und Österreich?

Gefühlt erleben Deutschland und Österreich eine Dauerdepression, die einstigen Vorzeige Industrieländer straucheln. Im Gegensatz zu der oben angeführten globalen Entwicklungen sind die klaren Fakten in Österreich mehr als ernüchternd: Die Industrieproduktion fiel im Mai erneut um 1,2 % – stärker als im April (-0,6 %). Wenn man sich dazu die Zahlen unserer Nachbarn ansieht ist das alles andere als aurbauend:

  • Euroraum: +1,7 % (Monatsabstand), +3,7 % (Jahresvergleich)

  • EU: +1,5 % / +3,4 %

  • Deutschland: +2,2 %, aber weiter im Tief

  • Frankreich, Italien, Tschechien: ebenfalls rückläufig

Österreich läuft Gefahr, den Anschluss zu verlieren, weil bei uns noch eines dazukommt - wir sind nicht ein Land der Optimisten, die groß denken und mutig in das Unbekannte aufrbrechen. Vor allem in den Bereichen Künstliche Intelligenz und Digitaliserung scheinen wir den Anschluss zu verlieren, in den letzten Jahren haben wir im Jahr ca. 8 Millionen Euro für KI ausgegeben - gleich viel wie Ruanda.


Was sind die Ursachen dieser stabilen globalen Wirtschaftsdaten?

Die neue Stabilität ist kein Zufall – sie ist politisch gewollt und massiv gestützt. Selbst in Zeiten ohne akute Krisen greifen viele Regierungen zu großflächigen Stabilisierungsmaßnahmen, der Staat greift ein und unterstützt, sei es durch massive Coranahilfen oder Förderungen. Aber das kostet auch Geld und so ist es nicht überraschend, dass in den meisten Industrieländern l das strukturelle Haushaltsdefizit mittlerweile bei über 4 % des BIP liegt – ein Niveau, das in den 1990er- und 2000er-Jahren als problematisch gegolten hätte. Schulden sind heute salonfähig geworden, sichern zwar unsere Systeme ab, aber sie bergen auch erhebliche Risiken.

Positive Effekte der Staatsschulden:

  • Während der Pandemie überschritt die Arbeitslosigkeit in der OECD nie die 7 %-Marke - danke der massiven staatlichen Unterstützungen.

  • Menschen, die ihren Job behalten, sind nachweislich gesünder, verdienen mehr – und konsumieren verlässlich.

  • Hohe Vermögenspreise stabilisieren zusätzlich – ein Vorteil für alle mit Pensionsplänen, Beteiligungen und Aktienportfolios.

Risiken der hohen Schulden
Wenn Notenbanken und Regierungen jeden Abschwung abfedern, wer damit rechnet, im Zweifel gerettet zu werden, geht größere Risiken ein. Das System wird dadurch anfälliger – nicht kurzfristig, aber mittel- bis langfristig.
2024 zählten IWF und Weltbank 59 Staaten mit kritischer Schuldenbelastung – ein historischer Höchststand. Zinslast wird zur Wachstumsbremse. Was sind weiter Risiken?

  • Je höher die Schulden, desto mehr Geld fließt in den Schuldendienst – und fehlt für Bildung, Infrastruktur, Innovation.
    Beispiel USA: 2025 gibt die US-Regierung über 3 % ihres BIP allein für Zinsen aus – mehr als für Verteidigung (Quelle: The Economist).

  • Wenn das Schuldenniveau schon hoch ist, können Staaten im Ernstfall nicht mehr entschlossen gegensteuern – etwa bei Bankenkrisen, Naturkatastrophen oder geopolitischen Schocks.

  • Wenn Investoren an der Zahlungsfähigkeit eines Staates zweifeln, steigen die Risikoprämien.
    Hohe Schulden = höhere Finanzierungskosten – selbst bei stabilen Haushalten. Das kann sich schnell verselbstständigen (Beispiel: Eurokrise 2012).

  • Hohe Schulden führen oft zu Debatten über Sparmaßnahmen, Steuererhöhungen oder Leistungskürzungen. Das fördert politischen Populismus, Blockaden und gesellschaftliche Spaltung.

Schulden sind derzeit unser Stabilitätsfaktor, sind aber zugleich riskant und können zu Verwerfungen führen. Daher schauen wir uns gerne die anderen Paramter an, die zu der robusten Basis der globalen Wirtschaft beitragen.

Was sind Parameter dieser robusten Wirtschaft?

  1. Lieferketten: robust, nicht fragil

Ein zentrales Beispiel ist die oft beschworene Verletzlichkeit globaler Lieferketten. Der Supply-Chain-Pressure-Index der New York Fed liegt im historischen Mittel, selbst nach Handelskonflikten wie jenen unter Präsident Trump. Eine Langzeitanalyse von 33.000 US-Importgütern (1989–2024) zeigt:
Die Zahl der echten Lieferausfälle – also jene, bei denen die Menge >20 % fällt und gleichzeitig der Preis >20 % steigtnimmt über die Jahre sogar ab.

Weil moderne Lieferketten heute anders aufgestellt sind:

  • Global integrierte Logistikdienstleister mit professionellen Umschlagzentren

  • Echtzeit-Kommunikation und flexible Routenanpassung

  • Datengestützte Risikoüberwachung

2. Strukturelle Veränderungen schaffen Stabilität

Ein weiterer, oft unterschätzter Faktor ist der Umbau ganzer Wirtschaftsstrukturen: Dienstleistungsbasierte Volkswirtschaften sind weit weniger rezessionsanfällig als solche, die stark von Güterproduktion abhängen. Auch die Zahlen bestätigen das:
Seit 1990 verzeichnete der US-Konsum von Gütern in 27 Quartalen Rückgänge. Bei Dienstleistungen hingegen war das nur in 5 Quartalen der Fall.

Was mutige Unternehmer jetzt tun können

Unsere gesamte Gesellschaft aber vor allem unsere Wirtschaft lebt sehr stark von emotionalen Faktoren wir Vertrauen, Glaubwürdigkeit und Mut. Noch viel mehr, sie sind der Treibstoff für Wachstum und Entwicklung, nur wenn ich vertraue, dass ich mein Geld zurück bekomme, kann ich ein Geld leihen. Wir erleben aber gerade eine Zeit der Mulitikrisen, die sich aber wie oben angeführt nicht in den wirtschaftlichen Zaheln wiederspiegeln, daher sollten wir uns der gesamten Stimmung nicht anstecken und krankjammern lassen.

Ich habe das große Glück regelmäßig für viele Monate im Jahr im Silicon Valley zu sein und erlebe dort die größte Transformation, die unsere Gesellschaft je erlebt hat. Österreich ist darauf und drann, diese Entwicklung zu verschlafen, daher können Unternehmen meiner Erfahrung nach folgendes tun:

Gerade in unsicheren Zeiten entscheidet nicht, wer am meisten spart – sondern wer am schnellsten lernt. Und Künstliche Intelligenz ist heute der wirksamste Hebel, um dieses Lernen in messbare Effizienz, bessere Entscheidungen und strategische Resilienz zu übersetzen.

  • Produktivitätshebel: KI steigert die Effizienz in der industriellen Fertigung um bis zu 20 % (McKinsey, 2023).

  • Kosten senken: Anwendungen wie Predictive Maintenance, automatische Qualitätsprüfung oder intelligente Lagerhaltung senken operative Kosten deutlich.

  • Wissensvorsprung sichern: Wer jetzt startet, sammelt Daten, entwickelt Know-how und schafft einen nachhaltigen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz.

  • Liquidität sicherstellen und investieren

Sich nicht von der Stimmung einkassieren zu lassen, sondern gerade jetzt investieren. Denn wer heute investiert, wächst morgen schneller als alle anderen. Dabei ist der Cashflow die Lebensader jedes Unternehmens – besonders für eigentümergeführte Industriebetriebe.

Warum? Weil er unmittelbare Handlungsfähigkeit sichert, strategische Entscheidungen möglich macht – und in unsicheren Zeiten über das Überleben entscheidet. Hier sind die wichtigsten Gründe, warum der Cashflow für Unternehmen so entscheidend ist:

Ein starker Cashflow gibt Ihnen die Möglichkeit, Transformation aus eigener Kraft zu finanzieren.

  • Ohne Abhängigkeit von Banken oder Finanzinvestoren

  • Ohne Verwässerung von Eigentum oder Kontrolle

  • Ohne Zeitverzögerung durch langwierige Finanzierungsrunden

Wir haben leider in unserer Wirtschaft immer noch die falschen Parameter, wie Gewinn, Umsatz oder Mitarbeiterzahl - aber das was zählt ist der Cash Flow.

  • Optimismus

Unsere Wirtschaft lebt von Emotionen, Vertrauen und Zuversicht. Wenn die Menschen sich von dieser Spirale des Negativismus hinunterziehen lassen, dann ergibt dies eine Kettenreaktion. Daher spielen Führungskräfte so eine entscheidende Rolle - denn sie geben Orientierung und Ausrichtung.

Uns geht es besser als wir denken- mit vielen Möglichkeiten

In einer Welt, in der nichts sicher scheint, zeigt sich wahre Stärke nicht im Abwarten – sondern im mutigen Handeln. Die “Teflon-Ökonomie” - eine Ökonomie die sehr robust ist - bietet Chancen für jene, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen und Mutig sind. Die bereit sind zu investieren, sich einzulassen auf Künstliche Intelligenz und die vor allem sich nicht von dieser Stimmung einkassieren lassen. Die vor allem für Effizienz, Innovation und Resilienz stehen.

Ich bin oft im Silicon Valley und erlebe dor eine Welt voller Möglichkeiten. Unser Leben und unsere Wirtschaft verändert sich derzeit grundlegend und radikal - ob zum Guten oder Schlechten, es liegt an uns. Ich habe gerade das Gefühl, dass wir gerade in Österreich in einer Enerige der Stagnation und des des Beklagens versinken und nicht die unfassbaren Möglichkeiten sehen. Vor allem wird bei uns selten gefragt, wie produktiv bin ich und was ist mein Beitrag als Mitarbeiter - das ändert sich gerade dramatisch, da das Thema Produktivität in den Vordergrund kommt-

In einem der besten Inkubatoren der Welt- dem Y Combinator - wird allen Teilnehmer gesagt, dass es noch nie eine bessere Zeit gab - um ein Unternehmen zu gründen.

Ich habe jammern und sudern noch nie mögen, nur jetzt kann es unseren Wohlstand kosten - nutzen wir die Chancen und schaffen so Wohlstand.

Autor: Mag. Werner Sattlegger, Founder Art of Life

Quelle:

Economist

Federal Reserve Bank

Ray Dallio: Aufstieg und Fall von Nationen

Chistopher Clarke: Die Schlafwandler

 

Autor: Werner Sattlegger
Founder & CEO Art of Life

Experte für digitale Entwicklungsprozesse, wo er europäische mittelständische Familien- und Industrie-unternehmen von der Komfort- in die Lernzone bringt. Leidenschaftlich gerne verbindet er Menschen und Unternehmen, liebt die Unsicherheit und das Unbekannte, vor allem bewegt ihn die Lust am Gestalten und an Entwicklung.