Führung von virtuellen Teams - Von der Kontrolle zu Vertrauen

Hunderttausende Menschen arbeiten  im Homeoffice, klassische Kommunikationsformen wie Sitzungen oder Meetings finden nicht mehr statt. Wie steuere ich virtuelle Teams effektiv und welche Unternehmenskultur ist dafür notwendig?

In den letzten Jahrzehnten war Kontrolle und Macht der soziale Treibstoff in Organisationen, die vor allem eines waren: starr und hierarchisch, der aber jetzt nicht mehr funktioniert. Agile Strukturen erfordern eine andere Unternehmenskultur, wo autonomes Arbeiten, Eigenverantwortung, Transparenz und Ergebnisorientierung gelebt wird. 

Aus diesem Grund kommen gerade jetzt starre Organisationen an ihre Grenzen. Was Sie aber in kleinen Schritten sofort tun könne, das erfahren Sie hier in diesem Beitrag. 

Was sind die Herausforderungen in virtuellen Teams?

Führung von virtuellen Teams bedeutet Mitarbeiter zu führen, die man auf Grund des Homeoffices nicht mehr persönlich trifft. Das technische Wissen ist das eine, der weitaus wichtigere Aspekt sind  menschliche und persönliche Fähigkeiten der Führungskräfte und die Entwicklung einer Unternehmenskultur, die so eine Arbeitsweise ermöglicht. 

Einer Umfrage des Managermagazins folgend sind dabei folgende Punkte besonders wichtig: 

-70%: Vertrauen in die Selbstorganisation der Mitarbeiter

-65%: Kommunikation und ein gutes Ohr

-62%: Medienkompetenz, wie ich diese Tools nutze

Dabei kommt klar heraus, Vertrauen ist der wichtigste Faktor, um erfolgreich virtuelle Teams zu führen.

Wenn man dies quasi über Nacht tun muss, in der Durchführung von Onlinekonferenzen keine Übung hat oder nicht geeigneten Steuerungsinstrumente hat, dann kommt man schnell nicht nur an die Grenzen, sondern verliert Produktivität und Effizienz. 

Bei der  Führung von virtuellen Teams denken viele, man kann sich hinter digitalen Tools verstecken oder meine Position als Führungskraft ist nicht gefragt. Aber genau das Gegenteil ist der Fall – die Führungskraft ist mit ihrer ganzen Persönlichkeit gefragter denn je, in Form ihrer Präsenz und in der Form der Kommunikation

 

Rahmenbedingungen für Videokonferenzen und Homeoffice

Bevor man digitale Tools nutzt, muss man sich aber bewusst sein, dass für die erfolgreiche Anwendung ganz bestimmte Rahmenbedingungen notwendig sind. Grundsätzlich kann man diese in technische und soziale Rahmenbedingungen unterscheiden. 

Technische und soziale Rahmenbedingungen für den Einsatz digitaler Tools

Technische und soziale Rahmenbedingungen für den Einsatz digitaler Tools

Bei unseren Art of Life Online Talks führen wir regelmäßig Umfragen durch, um diese Herausforderungen abzufragen. Dabei sind es für die TeilnehmerInnen immer die zwischenmenschlichen, emotionalen und kulturellen Herausforderungen, die in Zeiten von virtuellen Teams relevant sind. Um als Führungskraft diesen Herausforderungen erfolgreich zu begegnen, sind folgende Punkte entscheidend: 

1.     Von der Kontrolle zum Vertrauen

In den letzten Jahren waren Organisationseinheiten nach wie vor sehr zurückhaltend, wenn es um die Bewilligung von Homeoffice  gegangen ist. Nur allzu oft wurde dies mit Urlaub oder „der tut ja nichts“ verwechselt, Effektivität, Produktivität und Output mit der Anzahl oder der geschriebenen Mails gleich gesetzt. Jeder aber, der sich mit den Grundlagen von wirksamen Resultaten und Ergebnisorientierung beschäftigt, weiß was zählt  - es sind messbare Ergebnisse. 

Diese kann ich aber in keiner Führungssituation anordnen, schon gar nicht in einer virtuellen – ich kann nur einen Rahmen dafür zu schaffen, dass diese entstehen kann und dafür gibt es nun einen neuen Treibstoff:  Vertrauen! 

Ich muss als Führungskraft bereit sein, Kontrolle und Macht abzugeben, diese einzutauschen in Vertrauen, das wiederum nicht angekündigt oder verordnet, sondern nur gelebt werden kann. Dazu sind keine Worte oder Ankündigungen notwendig, sondern schlichtweg die Handlungen, die man täglich setzt. 

  

2.     Stärkung des „Wir – Gefühls“

Aus den Gallup Umfragen wissen wir, dass über 70 % der Mitarbeiterinnen nur Dienst nach Vorschrift machen und sich nicht mit dem Unternehmen verbunden fühlen. Die Gefahr der Verstärkung in Zeiten von virtuellen Teams ist natürlich groß, da Menschen in Homeoffice vor allem unter dem fehlenden „Wir Gefühl“ leiden. Führungskräfte müssen daher in dieser Zeit den Fokus auf kleine soziale Einheiten legen, wie z.B. virtuelles Kaffeetrinken oder ein Video Bier. Wie das Team den sozialen Kontakt weiterführt, kann nicht gesagt werden, wichtig ist, dass er ehrlich, authentisch und getragen von einem tatsächlichen Interesse ist. 

 

3.     Eigenverantwortung und Ende des Mikromanagements

Viele Führungskräfte sind es gewohnt, die Arbeit der MitarbeiterInnen zu tun – weil sie einerseits glauben, dass sie es besser können oder weil sie es den MitarbeiterInnen es nicht zutrauen. In Zeiten von virtuellen Teams geht dies nicht mehr, Führungskräfte müssen lernen loszulassen, zu vertrauen und nicht mehr alles selber zu machen. Das bedeutet aber nicht, dass jeder tun und lassen kann, was er möchte, es braucht Regeln und Rahmenbedingungen.Fixe Arbeitszeiten und Zeiten der Online Besprechungen oder   ein gesonderter Ort in der Wohnung, von wo man arbeiten kann. Transparenz und Ergebnisorientierung sind das was zählt, dafür ist es notwendig die geeigneten Instrumente einzusetzen

 

4.     Ergebnisorientierung (z.B. OKRs – Objectives und Key-results)

Wenn Geschäftigkeit, Bürozeiten oder Mail schreiben nicht mehr zählen, dann sind Resultate und Ergebnisse entscheidend. Führungskräfte sind heute mehr denn je aufgefordert, soviel Freiheit wie möglich und soviel Ergebnisüberprüfung wie notwendig zu leben. 

Das dafür effektivste Tool ist sicherlich die Google Wunderwaffe OKR. Die Hauptcharakteristika, welche OKRs erfolgreich machen, sind, dass sie flexibler sind für Projekte, in denen nach und nach mehr Informationen zu Tage treten.  

OKRs spalten sich in 2 Teile: Objectives, und Key-results. Objectives sind messbare Ziele für ein Team, einen Bereich, oder ein gesamtes Unternehmen. Google hat ‘Google-wide OKRs’, und diese werden jedes Quartal angepasst und mit allen Mitarbeitern geteilt. Key-results sind Resultate, welche diese Objectives unterstützen. Man sieht also wie die eigenen Tätigkeiten mit der Zielsetzung direkt zusammenhängen. 

  

Authentisches Leadership ist gefragt

 Wie in einem Brennglas wird in der Krise sichtbar, was bisher unsichtbar war. Das gilt insbesondere für das Führungsverhalten, das gerade in Zeiten der Verunsicherung besonders geprüft wird. Digitale Tools dienen nicht dazu, sich dahinter zu verstecken oder nicht mehr präsent zu sein. Im Gegenteil, Führungskräfte sind heute mehr denn je gefragt – nicht in Form von Methoden, Zahlen oder Daten, sondern in Form und Kraft ihrer Persönlichkeit und Authentizität zu führen und authentisches Leadership zu zeigen. 


Veranstaltungstipp zu virtuellen Tools und OKRs (Objectives and Key-results)

Art of Life Online Talk mit Stefan Schnabl (Google Product Manager) und Werner Sattlegger (CEO Art of Life)

Art of Life Online Talk mit Stefan Schnabl (Google Product Manager) und Werner Sattlegger (CEO Art of Life)


 
Autor: Werner Sattlegger Founder & CEO Art of Life

Autor: Werner Sattlegger
Founder & CEO Art of Life

Experte für digitale Entwicklungsprozesse, wo er europäische mittelständische Familien- und Industrie-unternehmen von der Komfort- in die Lernzone bringt. Leidenschaftlich gerne verbindet er Menschen und Unternehmen, liebt die Unsicherheit und das Unbekannte, vor allem bewegt ihn die Lust am Gestalten und an Entwicklung.